Wallisreise II

Der zweite Tag der Weinreise der Weinakademiker ins Wallis begann sehr früh, denn es standen eine Reihe von  Verkostungen an.

Renaissance Vins, Charrat

Seit 2013 hat Renaissance Vins in Charrat bei Martigny ein neues Management, dass zur Qualitätssteigerung nicht nur personelle Verstärkungen, sondern auch eine an der Traubenqualität orientierte Vergütung der rund 400 Traubenproduzenten als auch Investitionen im Cru-Bereich, wie beispielsweise den Bau eines neuen Barriquekellers sowie den Kauf einer Traubensortieranlage durchgeführt hat. Darüber hinaus werden auch andere Wege der Vinifikation, wie der Ausbau in Amphoren verfolgt.


Die Reihe von Weinen mit gehobener Qualität, genannt Privilège zeichnet sich dadurch aus, dass die Weine ein Alterung auf der Hefe, eine Reifung im Holzfass erfahren oder auch dadurch, dass Weine aus Trauben eines einzigen Weinbergs hergestellt werden. Aus der Reihe Privilège haben wir u. a. verkostet:
Humagne Blanche 2013
Klar, dezent im Geruch, etwas Nuss und Marzipan,am Gaumen leicht spritzig und fruchtig mit zartem Gerbstoff, Birne, schlanker Körper, sehr milde Säure, im ordentlichen Abgang fruchtig-kräutrig, guter Wein. (27,50 CHF)
Sehr gut gefallen hat mir der von 60-jährigen Reben auf Kalk-Lehmboden mit Schieferuntergrund stammende
Petit Arvine 2014, Domaine de Clavoz
Goldfarben. Feuerstein, Birne, Quitte, florale Noten, gute Struktur, kraftvoller Wein mit sehr präsenter Säure, fruchtig, mineralisch, schöner Abgang. Sehr guter Wein. (27,50 CHF)

Jean-René Germanier, Balavaud

Vor etwas mehr als 20 Jahren hat Jean-René Germanier seinen Neffen Gilles Besse dazu bewogen in seinem Weingut einzusteigen. Dafür musste Gilles seine Musik, – er war zu der Zeit Jazz-Saxophonist -, hinten anstellen und dafür die Weinreben in den Mittelpunkt stellen. Es heißt oft, Musiker müssten sich einem Stück zwar mit Disziplin nähern, aber gerade beim Jazz, sich auch Spielraum für Improvisationen offenhalten. Inwieweit Gilles Besse Impovisation auch für den Wein nutzt, ist nicht bekannt, ich denke jedoch, dass sein Erfolg als Winzer von seinem Gespür und vielleicht auch der Empfindsamkeit eines Jazzmusikers kommt. Diese Gespür hat er auch für die Annäherung unserer Weinreisegruppe an seine Sicht des Weinmachens bewiesen, als er uns am Ortsrand von Ardon abholte und uns, bei einem kleinen Spaziergang durch die Weinberge zum Weingut Germanier, seine Sicht des Weinbaus und seine Auffassung der Herstellung eines Weins näher brachte.


Fendant bekam für mich durch ihn eine andere Dimension, weil er kurzerhand, auf die Frage des Alterungspotentials von Fendant, zwei Exemplare von 2004 und 1997 öffnete, die sich beide durch ein gute Struktur auszeichneten und die der Fendant Les Terrasses von 1997 durch würzig-nussige Noten noch unterstrich. Aus dem reichhaltigen Verkostungsprogramm haben einige einen sehr guten und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Der Amigne de Vétroz Grand Cru Bio 2014 (26.- CHF) mit Noten von Steinobst und Honig, leicht kräuterig-bitter mit zartem Gerbstoff, der Heida de Vex Clos de La Couta 2014 (26.- CHF), straff und saftig mit vibrierender Säure, gewachsen in kühlen Höhen von 450 bis 800 Meter, der ausgezeichnete würzig-pfeffrige, rotfruchtige Syrah de Valais, der Cayas 2013 (42.- CHF) und schließlich der von mir bereits bei Alles über süße Weine gewürdigte, hochkomplexe Mitis Amigne de Vétroz Reserve Grain Noble 2013 (64.- CHF).

Robert Gilliard, Sion

Mit dem Bus ging es danach hoch zu den Weinbergen von Robert Gilliard. Nur wenige Meter waren es nach dem Halt bis zu einem verschlossenen, schmiedeeisernen, mit dem Namen Gilliard gezierten Tor. Dahinter führt ein rund 60 m langer, 1860 bis 1903 von Mönchen aus Savoyen in den Berg getriebener Gang, der auf der anderen Seite ungeahnte, atemberaubende Ausblicke eröffnet. Man befindet sich hoch über dem Rhônetal auf fast 700 m Höhe im Clos de Cochetta, einem Weinberg der von über 20 Meter hohen Trockensteinmauern gehalten wird – ebenfalls von den Savoyern Mönchen errichtet. Knapp unterhalb des Clos de Cochetta schmiegt sich eine Terrasse entlang des steilen Hangs, die Platz für eine Gruppe von etwa 20 bis 30 Personen bietet. Dort servierte man uns einen leichten Lunch begleitet von Weinen des Weinguts Robert Gilliard in luftiger Umgebung. So fesselnd war aber wohl die Aussicht, dass meine Aufzeichnungen zu den genossenen Weinen nur unzureichend sind. Gut in Erinnerung geblieben sind mir der sehr trinkanimierende, mineralische Fendant Clos de Cochetta 2015 (16.90 CHF) und der sehr gut strukturierte, dunkle Clos du Mont Diolinoir Les Grands Murs 2014 (28.- CHF).

Domaine des Muses, Sierre

Danach wurden wir unweit Sierre von Robert Taramarcaz und seinem kleinen Sohn empfangen, in der Domaine des Muses, idyllisch in einem wunderschön weitläufigem Garten gelegen. Robert, studierter Önologe, hat 2002 das von seinen Eltern 1992 gegründete Weingut übernommen. Nach einem ersten Begrüßungsglas verkosten wir unter den im Wind rauschenden Blätter der Bäume an einem langen Tisch weitere Weine der Domaine.
Fendant Classique 2015
Grüner Apfel, nussig und leicht kräuterig, frisch mit leichter Kohlensäure, zartes Bitterl, ordentlicher Abgang, guter – sehr guter Wein. (16.50 CHF)
Heida Tradition 2015
Dezent in der Nase, am Gaumen fruchtig, Orangenzesten, Zitrus, etwas Grapefruit, leichte Noten von Steinobst, sehr frische Säure, gut im Abgang, guter – sehr guter Wein. (28.50 CHF)
Syrah Réserve 2014
Würzig, pfeffrig, Kirschen, dunkle Früchte, etwas schwarze Oliven, bereits gut abgeschliffenes Tannin, sehr frische rassige Säure, guter dichter, würziger langer Abgang, sehr guter Wein. (39.- CHF)

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