Naturkork, Schraubverschluss, Vinolok oder ein Verschluss aus Kunststoff, was ist besser für den Wein? Der Verschluss des Weins hat wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Weins, denn er bestimmt den Austausch des Weins in der Flasche mit der Umgebung, allem voran mit dem Luftsauerstoff. Allerdings benötigen unterschiedliche Rebsorten während der Lagerung unterschiedliche Mengen an Sauerstoff. Weißweine, wie beispielsweise Burgundersorten, Sauvignon Blanc oder Riesling, die lange frisch und fruchtig wirken sollen, wollen wenig Sauerstoff, Rotweine aus Cabernet oder Merlot bevorzugen eine oxidativere Reifung. Also Kork für Rotwein und Drehverschluss für Weißwein?
So einfach scheint es nun auch wieder nicht zu sein, zumindest legen dies die Ergebnisse und ebenso die Verkostung der Weine einer seit 2009 laufenden Untersuchung zum Einfluss des Weinverschlusses auf die Weinentwicklung nahe. Ergebnisse und Weine wurden uns vom Leiter der Untersuchung Horst Rudy, Laborleiter bei der DLR Mosel (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum) während des Weinakademiker-Workshops Verschluss-Sache näher gebracht.
Ein aus der Lage Falkensteiner Hofberg stammender Riesling 2009 der Bischöflichen Weingüter Trier wurde Ende August 2010 in mehr als 10.000 Flaschen mit 25 unterschiedlichen Verschlüssen unter identischen Bedingungen abgefüllt und in der Folge unter gleichen Bedingungen gelagert.
Riesling eignet sich für eine solche Langzeituntersuchung auch deswegen besonders gut, weil er in den meisten Fällen mit zunehmender Reife das Auftreten eines Petroltons zeigt, von Önologen TDN genannt, als Abkürzung für 1,1,6-Trimethyl-1,2-dihydronaphtalin. Sonneneinstrahlung und Lagertemperatur spielen bei der Entwicklung des Petroltons eine Rolle und wie sich in der Untersuchung zeigte auch der Verschluss. Nach drei Jahren wiesen die mehr reduktiv mit Drehverschluss abgefüllten Weine (BVS Zinn/Saran, BVS Saranex) höhere TDN-Werte auf als die aus Kunsstoffkorken bzw. ein Schraubverschluss mit mehr Kunsstoffanteil (BVS PVC), eine Mittelstellung hinsichtlich TDN-Gehalt nahmen unter Naturkork oder Kork-Mikrogranulat abgefüllte Weine ein – alle TDN-Konzentrationn lagen jedoch über dem sensorischen Schwellenwert. Für die Menge an freiem Schwefeldioxid (SO2) ergab sich ein ähnliche Abhängigkeit.
Ganz erstaunlich waren die vier verschiedenen Flights mit je drei Weinen. Beim ersten gemischten Flight (Kunsstoff-Kork (Amorim)- BVS Zinn/Saran), ergab sich in der Gruppe noch ein mehr oder weniger eindeutiges Ergebnis – der Wein unter Schraubverschluss wurde bevorzugt. Bei den anderen Flights, jeweils einer rein aus Kork-, einer aus Schraub- und einer aus Kunststoffverschlüssen zusammengestellt, war das Bild etwas uneinheitlicher. Überraschenderweise fand sich unter den drei Weinen des jeweiligen Flights meistens einer, der mehr oder weniger oxidative Noten aufwies und einer der noch angenehme Fruchtnoten zeigte.
Fazit: Es scheint schier unglaublich welche Entwicklung ein immer gleicher Ausgangswein in Abhängigkeit vom Verschluss nehmen kann.