Im Rahmen der Wallisreise der Weinakademiker hatten wir Gelegenheit Ikonen-Weine aus dem Wallis kennenzulernen, die gut neudeutsch auch Icon-Wine(s) genannt werden. Einige der Weine werden zwar (noch) nicht als Ikone wahrgenommen, vereinen aber in unterschiedlicher Art und Weise alles dazu Nötige.
Cave la Romaine, Flanthey
Joel Briguet erzeugt in der Cave la Romaine Weine von rund 12,5 Hektar Rebfläche. Unterschiedliche Lagen wie beispielsweise Castel d’Uvrier oder Coteaux de Sierre mit Böden aus Kalk oder Schiefer haben unterschiedliche Anteile an den drei qualitativ unterschiedlichen Linien Tradition, La Romaine und Les Empereur des Weinguts. Aus der Linie Cuvée des Empereurs haben wir den guten, sehr rotfruchtigen, leicht dunkel-würzigen Humagne rouge 2015 Coteaux de Sierre verkostet, der mit angenehm milder aber spürbare Säure, weichem Tannin und zart schokoladigem Abgang überzeugte (22.- CHF).
Sehr gut der Cornalin Coteaux de Sierre 2015 mit viel Kirsche und dunklen Früchte, dicht und fruchtig mit würzigen Noten und einem schönen, leicht von Kalk geprägtem Abgang (28.- CHF).
Außer den erwähnten drei Weinlinien werden in der Cave la Romaine auch die Weine vom legendären Clos de Tsampéhro vinifiziert. Joel Briguet zusammen mit seinem Kellermeister Vincent Tenud, einem Weinconsultant und einem Investor haben diese, rund 2,5 Hektar große, auf etwa 660 Meter Höhe befindliche Lage durch mühsame Verhandlungen von den mehr als 30 verschiedenen Besitzern erworben. Ziel ist und war es absolute Premium-Weine, als sogenannte Wein-Ikonen zu erzeugen.
Blanc, Rouge oder als Brut gibt es den Tsampéhro seit dem Jahrgang 2011, der Edtion I. Mit dem Jahrgang 2015 steht die Edition V an. Der weiße Tsampéhro wird aus Heida (Savagnin Blanc) und Rèze, der Brut aus Petite Arvine, Pinot Noir und Chardonnay und der Rouge aus Cornalin, Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon assembliert.
Wir haben den Tsampéhro Rouge 2012 (79.- CHF) und eine Fassprobe des Tsampéhro Blanc 2015 (44.- CHF Jahrgang 2014) verkostet. Für den roten Tsampéhro wurden die teilweise entrappten Trauben fast eine Woche kalt mazeriert, dann vier Wochen auf der Maische vergoren und die einzelnen Rebsorten in jeweils eigenen Barriques 22 Monate ausgebaut.
Der weiße Tsampéhro wird in Barriques vergoren und 17 Monate in neuem Holz unter regelmässigem Aufrühren des Hefesatzes ausgebaut. Bei beiden Weinen erfolgt die Flaschenabfüllung nach leichter Filtration ohne Schönung.
Tsampéhro Rouge 2012
Granatrot, Weichselkirsche, dunkle rote Früchte, leicht röstige und schokoladige Noten, sehr elegant, gute Struktur, rundes Tannin, im sehr guten Abgang leicht bittere Würze und etwas Orangenzesten. Ausgezeichneter Wein.
Tsampéhro Blanc 2015 Fassprobe
Gelbe Paprika, tropische Frucht, etwas Macis, Vanille, sehr gute Struktur, frische, sehr präsente Säure, ausgezeichnetes Entwicklungspotential
Provins – Valais Mundi
Ganz in der Nähe, oberhalb des Dorfes Uvrier gelegen, stellten uns am Abend bei einem Flying Dinner Valais Mundi und Provins ihre Weine vor. Valais Mundi produziert den roten ELECTUS und den weißen ECLAT. Die Trauben dafür stammen von fünf Hektar selektionierter, von Provins selbst bewirtschafteter Rebflächen. Von vornherein war es Ziel schweizerische Icon-Weine zu kreieren, sprich Weine mit maximaler Qualität. Deshalb wurde auch die Dachmarke Valais Mundi entwickelt, um sich von der Mutter Provins deutlich abzusetzen. Den beiden Weinen wird viel Aufmerksamkeit gewidmet – nicht nur im Weinberg. Der ECLAT aus Petite Arvine und Heida der ELECTUS aus Cornalin, Humagne Rouge, Diolinoir mit Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, werden jeweils einzeln gepresst, spontan vergoren und getrennt vinifiziert. Der weiße ECLAT liegt unter Aufrühren 6 Monate auf der Hefe und danach 9 Monate im Holz, der ELECTUS wird 18 Monate im Barrique und mindesten 12 Monate in der Flasche ausgebaut. Die Preise der beiden präsentierten Weine, dem ECLAT 2014 und dem ELECTUS 2011, sind mit rund 75.- CHF und 150.- CHF dem Icon-Status entsprechend. Meine Erwartungen waren hoch. In der Verkostung war der ECLAT 2014 sehr frisch und hatte vielschichtige Zitrusaromen, der ELECTUS 2011 zeigte eine schöne reife Frucht und angenehme Tannine, wirkte insgesamt aber etwas müde. Beide Weine sind gute bis sehr gute Weine, dennoch enttäuschten mich beide Weine durch einen zu kurzen bzw. wenig intensiven Abgang.
Mehr begeistert hat mich ein Petite Arvine aus der Provins-Serie Maître de Chais.
Petite Arvine 2014 Réserve Spéciale
Feuerstein in der Nase, florale Noten, am Gaumen Limette, Zesten von Orangen und Amalfizitronen, ein Hauch von Almkräutern, schöne, fast rassige Säure, im sehr guten Abgang sehr mineralisch. Ausgezeichneter Wein. (31.90 CHF)
Albert Mathier & Fils, Salgesch
Seit 1928 betreibt die die Familie Mathier Weinbau. Auf rund 30 Hektar stehen die Reben im Gemeindegebiet von Salgesch. In der großen Weinvielfalt des Weinguts fallen insbesondere die vielen autochthonen Sorten und vor allem der Ausbau von Weinen in Quevris auf. Seit 2009 wird mit Quevris gearbeitet und derzeit entstehen darin ein weißer und ein roter Wein, Amphore blanc und Amphore noir genannt aus den Sorten Rèze und Ermitage bzw. aus Syrah.
Bei unserer Ankunft im Weingut Mathier gab es zur Begrüßung, sozusagen zum Einstieg, den sehr guten Fendant Pirouette 2015, ein sehr mineralischer, nussig-würziger Fendant, in der Nase mit leichtem Feuerstein, guter Struktur und einer sehr lebendigen Säure (14.- CHF). Lebendig, wahrscheinlich wegen des nicht durchgeführten biologischen Säureabbaus, der ansonsten bei fast allen Fendant schon fast obligatorisch ist. Für mich einer der besten Fendant.
Der zum Teil in Lärchenholzfässern ausgebaute, sehr gute Vinum Lignum Viognier 2013 mit spürbarer Säure, Aromen von Birne, Apfel, gelber Frucht sowie leicht marmeladig-nussigen Noten war saftig, sehr elegant mit einer guten Länge im Abgang (38.- CHF).
Einer der Höhepunkte war die Verkostung des Orange-Weins aus der Magnumflasche, einer amphorengereiften sehr guten Amphore Blanc 2010, einer Cuvée die 7-8 Monate in Quevris auf der Maische vergärt wurde und sich, zwar mit spürbaren aber gut integrierten Gerbstoffen präsentierte. Steinig-fruchtig mit Noten gekochten Suppengemüses, schwarzen Tees sowie mit floralen als auch sehr erdigen Anklängen, zeigte sich der Wein sehr saftig und extrem trocken, salzig-mineralisch mit einem guten Abgang (64.- CHF). Für mich ein Wein, der einen so eigenständigen Charakter hat und somit nicht zu verwechseln ist, also die besten Voraussetzungen hat, um ein neuer Icon-Wein aus dem Wallis zu werden.
Chanton, Visp
Letztes Weingut der Wallisreise war Chanton in Visp, wo weithin unbekannte Rebsorten wie Gwäss, Plantscher, Himbertscha oder Eyholzer Roter kultiviert werden.
Vor meiner zu früh angesetzten Rückreise konnte ich noch die drei erstgenannten Weine verkosten. Alle verkosteten Weine sind als gut einzustufen. So auch der Gwäss, der auch unter dem Namen Gouais Blanc oder Heunisch bekannt ist und als einer der Urväter vieler europäischer Rebsorten gilt, wie beispielsweise von Riesling, Furmint oder Blaufränkisch. Der Gwäss 2014 mit etwas verhaltener Nase, leicht zitronig mit einem schlankem Körper konnte durch seine sehr frische Säure und seinen ordentlichen Abgang punkten (24.- CHF).
Der Plantscher 2014, nussig, rund und weich konnte ob seiner floralen Noten von Schlüsselblume, Flieder und Maiglöckchen sowie seiner sehr lebendigen Säure überzeugen (26.- CHF). Am besten gefiel mir der Himbertscha 2014, die Kreuzung einer wohl verschollenen Muskatsorte mit Humagne Blanc. Im Duft mit Noten von Feuerstein, im Geschmack mineralisch mit pikanter Säure und Aromen von Paprika, Ingwer und Safran, war der Wein für mich der vielschichtigste (28.- CHF).
Wenn man die vom Weingut Chanton produzierten Weine als Fokussierung auf Weine, hergestellt aus urtypisch Walliser Rebsorten und so als Abgrenzung zur immer mehr um sich greifenden Standardisierung des Weingeschmacks sieht, so sind auch dies Weine als Ikonen zu bezeichnen.