Vielen ist das Wallis nur durch Wintersport bekannt, weniger durch seine Weine. Am bekanntesten ist vielleicht noch der Fendant, ein oft floraler, leicht spritziger Wein der Sorte Gutedel, oft und meist jung getrunken zu einem Raclette, – schon weniger bekannt ist der rote Dôle, aus Pinot Noir und Gamay verschnitten.
Raclette und dazu entsprechenden Fendant, durften wir am ersten Tag unserer Reise ins Wallis in Sierre im Chateau de Villa genießen, einem alten Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert. Begleitet von kleinen Pellkartoffeln, Essiggürkchen, Silberzwiebeln und verschiedenen Fendant-Weinen verkosteten wir Raclette-Käse hergestellt in unterschiedlichen Orten des Wallis entlang der Rhône.
Eine Einführung in die Weinwelt sowie die Vielfalt der Rebsorten des Wallis erfuhren wir, im Sensorium genannten Verkostungsraum des Chateau de Villa, durch Dr. José Vouillamoz, Botaniker und Spezialist für Rebengenetik sowie Co-Autor des Buches Wine Grapes (J. Robinson, Julia Harding, J. Vouillamoz).
Das Wallis ist mit rund 5.200 ha Rebfläche das größtes Weinbaugebiet der Schweiz. Hauptsächlich an den Südhängen des oberen Rhônetals gelegen, bietet es spektakuläre, Weinlagen und eine große Vielfalt autochthoner Rebsorten. Die Reben gedeihen auf unterschiedlichen Bodenarten, die Granit, Moränenschotter, Schiefer und stark kalkhaltige Böden umfassen.
Mit seinen rund 2.100 Sonnenstunden pro Jahr, dem geringen jährlichen Niederschlag von durchschnittlich weniger als 600 mm und insbesondere auch den herbstlichen warmen Föhnwinden, bietet das Wallis beste Bedingungen zur Ernte gesunder, reifer Trauben.
944 ha belegen die Pflanzungen für Fendant. Mit 2,5 ha fast verschwindend gering ist dagegen die Fläche für Rèze, auch Resi genannt, ein Wein belebend und fruchtig, mit sehr frischer, hoher Säure. Milder in der Säure, sehr oft mit floralen Noten, etwas an Traminer oder grünen Veltliner erinnernd, der Heida (121 ha), Païen im Unterwallis genannt und identisch, mit dem meist im französischen Jura angebauten Savagnin. Mineralisch, kraftvoll, mit Aromen von Zitrus und sehr guter Säurestruktur der Arvine (177 ha), auch als Petit Arvine bezeichnet.
Neben Pinot Noir (1562 ha) und Gamay (608 ha) fühlt sich auch der Syrah (167 ha) im Wallis sehr wohl. Humagne Rouge (137 ha), -floral und etwas erdig mit leichten Tanninen -, und der sehr dunkle Cornalin du Valais (135 ha), – auch Rouge de Pays oder Landroter genannt, mit zartbitterer Säure und Aromen von Sauerkirschen -, liefern sehr charakteristische Weine.
Weitere Rebsorten oder autochthone Raritäten sind bei den weißen Sorten beispielsweise Ermitage (Marsanne), Malvoisie (Pinot Gris), Johannisberg (Silvaner), Amigne, Himbertscha, Humagne Blanche, Gwäss, Plantscher und Lafnetscha sowie bei den roten Sorten Merlot, Gamaret, Diolinoir und Eyholzer Roter.
Durch einen plötzlich einsetzenden starken Regen verkürzte sich unser nachmittäglicher Besuch des weltweit kleinsten registrierten Weinberges sehr. Mehr als nur Ersatz dafür fanden wir im Weinkeller des jungen Winzers Gerard Raymond in Saillon. Dort genossen wir spritzig-fruchtigen Fendant, vollmundigen, sehr sortentypischen Pinot Blanc sowie einen jungen, schön fruchtigen Pinot Noir – ideal zum Essen passend.