Der eine oder andere mag von Pilz-Widerstandsfähigen-Rebsorten, abgekürzt PiWis schon gehört haben, vielleicht sogar schon einen Wein, hergestellt aus einer PiWi-Sorte getrunken haben. Wohl mit zu den bekanntesten PiWis gehört wohl die Rotweinsorte Regent, die mit etwas mehr als 1.800 ha in Deutschland den 7. Platz hinsichtlich der Größe der Anbaufläche bei den Rotweinsorten einnimmt, – noch vor Merlot (660 ha, Platz 8) oder Cabernet Sauvignon (380 ha, Platz 11).
Alle anderen PiWis tauchen in den amtlichen Statistiken nicht auf. Das ist etwas verwunderlich, denn PiWis sind widerstandsfähig gegen verschiedene Pilze, vor allem gegen den Echten Mehltau (Oidium) als auch den falschen Mehltau (Peronospora), sowie gegen Grauschimmel, auch Botrytis genannt. Im konventionellen Weinbau müssen die herkömmlichen Rebsorten, je nach Wetter, sechs bis über zehn Mal mit Anti-Schimmelmitteln, sogenannten Fungiziden bekämpft werden, denn ansonsten kann ein Pilzbefall zum totalen Ernteausfall führen. Diese häufige Behandlung summiert sich dermaßen auf, dass in der EU fast 60% aller verwendeten Fungizide im Weinbau zum Einsatz kommen und dies, obwohl der Weinbau nur 5% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche ausmacht. PiWis hätten einen solchen Aufwand nicht nötig, denn mit Ihnen könnten bis zu 80% an Pflanzenschutzmitteln eingespart werden. Neben Geld- und Zeitersparnis für den Winzer auch umweltschonend.
Erreicht wird die Widerstandsfähigkeit durch Kreuzung von meist amerikanischen, von Natur aus pilzresistente Wildreben mit europäischen Weinreben. Dadurch entstehen neues Sorten mit neuem, eigenständigem Geschmacksbild, die aber den allermeisten Weinkonsumenten vollkommen unbekannt sind. Das mag auch dran liegen, dass möglicherweise der Weinkonsument bei der Wahl seiner Weine eher konservativ vorgeht, wahrscheinlicher scheint aber die geringe Verbreitung von PiWi-Weinen, bedingt durch deren geringen Anbau. Gerade einmal drei Prozent der deutschen Rebflächen sind mit PiWi-Sorten bepflanzt. Dies wohl nicht zuletzt weil die Bedenken bei der Vermarktung überwiegen. Dabei böten gerade PiWis die Möglichkeit sich, in Zeiten, in denen der Ausdruck CO2–Fußabdruck zum schon fast alltäglichen Vokabular gehört, als extrem nachhaltigen Weinkonsum zu positionieren.
Bisher sind PiWi-Weine, vielleicht mit Ausnahme von Regent und süßem Wein von der Solaris-Rebe, jedoch fast Exoten im deutschen Weinmarkt, Eine Erfahrung, die ich machte, als die Verkostung von PiWi-Weinen, zwecks Beratung zum Anbau von PiWi-Reben nahe München anstand. Einer der ersten PiWi-Weine, der eintraf und auch verkostet wurde, war ein aromatischer Cabernet Blanc 2016 namens Heinrich vom pfälzischen Weingut Galler. Cabernet Blanc ist eine Kreuzung von Cabernet Sauvignon mit unbekannten Resistenzpartnern.
Heinrich Cabernet Blanc 2016, Galler
Mittleres strohgelb. In der Nase Brennnesseln, Paprika und Kräuter. Am Gaumen grüne Paprikaschoten, Brennessel und zarte Frucht, sehr schöne, frische, lebendige Säure, zarter Gerbstoff, schlanker Körper, guter, langer Abgang mit zart bitteren Noten, guter Wein.