Weinreise Südtirol 2019 – Superlative

Kellerei Bozen

Die Weinreise 2019 nach Südtirol begann mit dem Besuch einer Kellerei, die mit ihrem neu errichteten Kellereigebäude über die Grenzen Südtirols hinaus Aufsehen erregt hatte: die Kellerei Bozen. Deren Neubau stellt wohl die größte Investition im Südtiroler Weinbau dar. Annähernd 40 Millionen € hat das neue Gebäude gekostet, finanziert nur zum Teil durch den Verkauf des Geländes der alten Kellerei in Gries.

Die Kellerei Bozen hat mit diesem Neubau ihre Philosophie vom nachhaltigen Umgang mit der Natur und vor allem auch der Herstellung von Wein bestätigt. Lediglich ein Kubus, umhüllt von stilisierten Weinblättern, hinter denen sich die Verwaltung befindet, repräsentiert die Kellerei nach außen. Innen, verborgen im dahinter liegenden Moritzinger Berg, wird Wein hergestellt. Fast 80.000 Kubikmeter sind für diesen Zweck so gebaut worden, dass der Bau nicht nur in die Natur eingebettet ist, sondern auch eine Verarbeitung der Trauben mit der Schwerkraft ermöglicht, also vom Rebeln, Pressen, Maischen, Gären bis hin zur Abfüllung alles in der natürlich vorgegebenen Fallrichtung erfolgt und somit auch mechanische Einwirkungen durch das Pumpen des Mosts oder des Weins absolut minimiert werden.

In den Präsentationsräumen wie auch im großen Versammlungssaal, in dem mehr als die 220 Mitglieder der Genossenschaft Platz finden, sind Beton, schwarzes Blech, Glas und Stahl die dominierenden Materialien. Dort haben wir, bei schöner Aussicht auf die Dolomiten, einige Weine der Kellerei verkostet.

Weißburgunder 2017 Selektion
In der dezenten Nase Frucht und Nuss, am Gaumen Grip, leichter Gerbstoff, rassige Säure, leicht stahlig, schlank, guter Essensbegleiter, guter Wein. 11,50 €

Sauvignon Blanc Riserva 2016
Frische Säure, sehr fruchtig, Holunderblüte, kräuterig, gute Dichte, leicht fett, mineralisch, etwas warm im Abgang, guter Wein.21 €

Südtiroler Moar 2017
Floral, Rose, Himbeere, Mandel, runde Säurere, mittlerer Abgang, weiches, mürbes Tannin, leichter Körper, guter Trinkfluss, guter Wein, 85 % Vernatsch, 15 % Lagrein. 14 €

Lagrein Riserva Prestige 2016
Im Duft schwarze Beeren, etwas Tinte, im Mund zarte Vanille, fruchtig, Holunderbeeren, dunkle Kirsche, kräftiges Tannin, im Abgang Frucht und Schokolade, sehr guter Wein. 21 €

Mauritius 2015 (Cuvée Lagrein-Merlot)
80 % Lagrein, 20 % Merlot
Dezente Nase, Sauerkirsche, etwas Kakao und Tabak, runder, sehr guter Wein mit kräftigen Tanninen, ansprechender Säure und gutem Abgang voll reifer Frucht. 24 €

Arunda

Mit einer Lage von knapp 1200 m Höhe über dem Meer ist Arunda die höchstgelegene Sektkellerei Europas. Allein der sich dorthin windende Weg auf rund 900 Höhenmetern von Terlan nach Mölten, lange mit schönen Ausblicken auf das Etschtal, ist durchaus spektakulär. In dieser Höhe ist im alpinen Südtirol kein Weinbau möglich, die Grundweine für die Sekte werden hauptsächlich aus von Arunda kontrollierten Weinbaubetrieben in den Weinbaugebieten um Terlan, Eppan und Salurn bezogen und bei Arunda weiter verarbeitet, wie uns deren Gründer, Sepp Reiterer sowie sein Sohn Michael erklärten. Chardonnay, Blau- und Weißburgunder sind die hauptsächlich verwendeten Sorten für die ausschließlich mit Flaschengärung hergestellten Schaumweine – die Flaschen überwiegend handgerüttelt. Mindestens 2 Jahre verbleiben die Sekte auf der Hefe, die Riserva-Qualitäten 5 Jahre. Dadurch entstehen nachhaltige, elegante Sekte mit feiner Perlage, wie die, sich der Kellerführung anschließende Verkostung zeigte.
Fast die ganze Palette der Schaumweine haben wir verkostet, einzig unsere Absicht, bei unserem nächsten, sich anschließenden Winzerbesuch nicht all zu spät zu sein, war der Grund nicht alle zu verkosten. Verkostet hätten wir gerne alle, denn sehr gut waren sie alle.

Zum Auftakt, sozusagen der Basissekt, der Brut DOC (19 €, 50% Chardonnay, 30% Weißburgunder, 20% Blauburgunder), den Apfel, Birne, leichte Hefe, etwas Noten von Toastbrot und Nuss bestimmen. Eher grüner Apfel und viel Zitrus im Extra Brut DOC (20 €, 80% Chardonnay, 20% Blauburgunder), mit sehr feiner Perlage, sehr trocken, im Abgang mit leicht bitteren Noten. Danach der Blanc de Blancs DOC (23 €, 100% Chardonnay aus Barriques) mit Zitrus, floral, kräuterig sowie zarten Reifenoten und einem sehr langem Abgang; gefolgt von der Cuvée Marianne DOC (24 €, 80% Chardonnay aus Barriques, 20% Blauburgunder) mit sehr schöne Nase, viel Brot, Kumquats, etwas Nuss, guter Textur und sehr guter Länge. Rote Beeren, Apfel und Zitrus im Brut Rosé DOC (21 €, 50% Weißburgunder, 50% Blauburgunder), die von zarter Kräuternoten hinterlegt sind; eher exotische Früchte und florale Noten dominieren den nachhaltigen Rosé Excellor DOC (24 €, 100% Blauburgunder).

Herausgehoben hat sich für mich die ausgezeichnete Riserva Extra Brut DOC 2012 (24 €, 60% Chardonnay, 40% Blauburgunder), die leicht hefig, brotig, mit fruchtigen und kräuterigen Nuancen und nussig-würzigen Noten lange am Gaumen verblieb. Dies möglicherweise auch deswegen, weil der Abgang der sehr schön gereiften Riserva Extra Brut DOC 2004 noch nachhaltiger ausfiel.

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