Leidenschaft für Wein –
Lichtenberger & González

Liebe zueinander und Leidenschaft für Wein scheinen Martin Lichtenberger und Adriana González zu beflügeln. Kennengelernt haben sich die beiden 2007 bei einem Weinpraktikum in Kalifornien, seit 2008 sind die beiden im burgenländischen Breitenbrunn zusammen, der Heimat von Martin und schon 2009 machten die beiden ihren ersten gemeinsamen Wein.
Auch wer noch keinen Wein von Lichtenberger & González getrunken hat, kennt möglicherweise doch schon Weine, die von einem der beiden zu verantworten sind, sind doch beide als Kellermeister tätig: Adriana bei Birgit Braunstein, Martin bei Heike und Gernot Heinrich.
Einen großen Teil der verbleibenden freien Zeit, die sich seit Geburt der Tochter Alba wohl noch etwas vermindert hat, investieren die beiden, um ihre eigenen Weine zu kreieren. Die ursprünglich bewirtschafteten 4,5 Hektar sind inzwischen auf rund 7 Hektar angewachsen, vor allem, weil immer wieder Weinparzellen mit diversen „Rebschätzen“ angeboten und wohl auch größtenteils von den beiden jungen Winzern übernommen worden sind.
Die Arbeiten in Weinberg und Keller entsprechen biologischen Ansprüchen, man hat jedoch noch keine Zertifizierung eingereicht. Die Vergärung erfolgt ausschließlich spontan in gebrauchten Holzfässern. Quasi Standard sind eine möglichst geringe Schwefelung, ein Ausbau auf der Hefe sowie eine möglichst späte Füllung.

Am 24. März stellten die beiden ihr Portfolio bei der Münchner Weinhandlung rotWEISSrot vor. Grundlegend sind dies drei Linien: Das Einstiegssegment bedient die Linie Muschelkalk, rot als auch weiß, das mittlere, gehobene Segment die Linie Leithaberg (rot, weiß) und das oberste Segment wird vom Blaufränkisch Vorderberg vertreten. Abrundung erfährt das Portfolio durch Weine, die nur in geringer Flaschenanzahl abgefüllt sind und die sich aus den anderweitig bestehenden Rebbeständen ergeben. Zum Sortiment gehören beispielsweise Weißburgunder oder der Naturwein Muskat-Ottonel sowie auch Weine, die nicht im Handel sind, sozusagen noch in „Entwicklung“ sind.
Der erste Flight, Muschelkalk weiß, ein Wein der überwiegend aus Grüner Veltliner und etwas Welschriesling und Weißburgunder besteht. Dabei wird jede Sorte einzeln vergoren und nach Ausbau, dem angestrebten Weincharakter entsprechend, assembliert. Drei Jahrgänge 2014, 2015 und eine Fassprobe aus 2016 standen zur Verkostung an. Allen gemeinsam, rauchig-würzige und meist gelbfruchtig-vegetale Noten, eine gute Struktur sowie ein schöner Abgang. Wie auch bei späteren Flights, war hier  sehr schön die Jahrgangsprägung zu beobachten. Muschelkalk 2014 mit sehr kühler Aromatik und eher schlank auftretend, der Jahrgang 2015 etwas wärmer und breiter, schließlich 2016, wieder etwas kühler und schlanker – im Auftritt etwa zwischen den beiden vorausgehenden Jahrgängen. Sehr gut gefallen haben mir alle drei, wobei mir, entsprechend meiner Vorliebe für kühle Aromatik, die beiden kühleren Jahrgänge noch eine Spur besser gefallen haben. EVP ~ € 13.-
Auch im nächsten Flight Neuburger Leithaberg wurden die Jahrgänge 2014, 2015 sowie eine Fassprobe 2016 verkostet. Gemeinsam war allen drei Weinen die Aromen von reifem Apfel, Birne oder auch Quitte und kräuterig-würzige Noten, feiner Gerbstoff, mineralische Noten im Abgang sowie eine jahrgangsentsprechende Eleganz.  Schon jetzt sehr gut, wenn auch noch mit spürbarer Restsüße, war die Fassprobe 2016, ein Wein mit Potenzial. EVP  ~ € 20.-

Der dritte Flight war den „Entwicklungs“-Weinen Rosé, Gemischter Satz rot sowie dem Naturwein Muskat-Ottonel gewidmet.
Der Rosé 2016 Fassprobe, ein Projekt von Adriana, wird nach der Saignée-Methode aus Blaufränkisch-Trauben gewonnen, wobei noch einige Trauben der gleichen Sorte mit ins Holzfass kommen. Ein guter Wein der neben Frucht und Säure auch komplexere Würzaromen zeigt und noch durch seine zarte Restsüße gewinnt.
Das gemeinsame Projekt Gemischter Satz rot 2016 als Fassprobe, stammt zwar überwiegend von über 70 – jährigen Reben Blaufränkisch der mit Schiefer versetzten Lagen Kohlberg und Kirchberg, schließt jedoch auch an die 30% weiße Sorten, wie beispielsweise Grüner Veltliner oder Welschriesling ein. Der gute Wein zeigt Noten von Maceration Carbonique, dunkle rote Früchte, zartes Marzipan, kräftiges Tannin und einen  ordentlicher Abgang. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Wein jedoch, sozusagen rein experimentell, d.h er wird nicht im Handel sein.
Dies wird der jetzt noch als Fassprobe vorgestellte Muskat-Ottonel 2016, ein Projekt von Martin, auf jeden Fall sein – allerdings gibt es pro Jahr nur rund 300 Flaschen. Ganze Trauben von alten Reben,  angequetscht, mit Stängeln eingemaischt, nach etwa zwei Wochen in der Gärung gepresst und im Barrique weiter vergoren, wo der Wein noch ein Jahr verbleibt, bevor er in Flaschen gefüllt wird. Die Fassprobe aus 2016 traubig-hefig im Duft, am Gaumen feiner Gerbstoff und zartes kräuteriges Bitterl, gute Struktur, sehr gutes Potenzial. Wohin dieses Potenzial führen kann, zeigte der von Christoph Biber nachgeschobene Muskat-Ottonel 2013. Der Wein, sehr dicht in der Nase, floral mit viel Rose, sehr trocken und aromatisch, äußerst straff mit sehr gutem Spannungsbogen zeigte feine Gerbstoffe und präsentierte sich als extrem präziser, ausgezeichneter Wein. Von der Stilistik her scheint mir der Wein einzigartig zu sein.  EVP ~ € 30.-

Der nächste Flight war Muschelkalk rot der Jahrgänge 2014 und 2015. Aus 60% Blaufränkisch und 40% Zweigelt besteht der Wein, wie immer spontan vergoren und der Trester während der Maischung 1 – 2 mal täglich händisch untergestossen. Während sich der Jahrgang 2014 würzig und eher kühl-elegant präsentierte, war der 2015 etwas beerenfruchtiger, fülliger, mit ansprechender Breite. EVP ~ € 15.-
Der zweite reine Rotwein-Flight umfasste die Jahrgänge 2012, 2013 und 2014 des Blaufränkisch Leithaberg. Der Blaufränkisch dazu kommt von alten Reben sowohl aus Kalk- als auch Schieferlagen. Alle drei sehr guten Weine haben neben sehr differenziert fruchtigen Noten ein kräftiges, zumindest präsentes Tannin. Am kühlsten wirkte der sehr elegante, straffe und saftige Blaufränkisch Leithaberg 2014,  wohingegen der Blaufränkisch Leithaberg 2013 eine würzige Fülle, dunkle Frucht und ein warmes rundes Erscheinungsbild zeigte. Der Blaufränkisch Leithaberg 2012 elegant, mit straffer roter Frucht und einer charmanten, leichten Breite bewegte sich zwischen den beiden anderen Weinen. EVP ~ € 22.-

Bedauerlicherweise musste ich die Verkostung früher verlassen und kam so nicht mehr in den Genuss das Flaggschiff von Lichtenberger & González zu verkosten, den Blaufränkisch Vorderberg 2015 als Fassprobe und den Jahrgang 2012. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich dies bald nachholen werde.

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